Die Arbeitswelt ist vielfältig und Sprache entwickelt sich permanent weiter. Die Forderung nach einer inklusiven Sprache im Unternehmen wird lauter. Es gibt jedoch auch Mitarbeitende, die sich durch inklusive Sprache diskriminiert fühlen. Der Diversity Experte und ID37 Master Clemens Krebs klärt auf.
Inklusive Sprache bedeutet, Sprache so zu gestalten, dass sie niemanden diskriminiert oder ausgrenzt. Es geht darum, in der Kommunikation alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrem Alter, ihrer Religion, ihrer Befähigung, ihrer sexuellen Orientierung oder anderen Merkmalen gleichberechtigt in der Kommunikation darzustellen. Inklusive Sprache verfolgt das Ziel, alle Menschen einzubeziehen und wertzuschätzen.
Wir leben und arbeiten in einer vielfältigen Gesellschaft. Um niemanden zu diskriminieren, muss sich diese Vielfalt auch in der Sprach- und Bildwelt widerspiegeln. So lassen sich beispielsweise Geschlechterstereotype vermeiden, wenn sprachliche Rollenbilder gar nicht mehr vorkommen. Statt „Hausärzte“ zu loben und „Hausfrauen“ zu bedauern, kann man „Fachkräfte in Hauspraxen“ loben und „Personen, die den Haushalt organisieren“ bedauern.
Sprache ist unser wichtigstes Medium, um Informationen zu vermitteln. Vor allem aber prägt sie unsere Wirklichkeit: Je vorurteilsfreier, verständlicher und anti-diskriminierender wir sprechen und schreiben, desto mehr Menschen schließen wir ein. Daher ist die Verwendung inklusiver Sprache besonders wichtig für Kommunikation, die verbreitet wird, wie z.B. in der internen oder externen Kommunikation in Unternehmen, Medienberichterstattung oder Kommunikationskampagnen. Die Verwendung einer inklusiven Sprache ist nicht einfach. Sie ist herausfordernd – aber lohnend.
Im Arbeitsumfeld kann eine inklusive Sprache zur Erhöhung der Arbeitsleistung beitragen.
Es gibt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich durch die inklusive Sprache diskriminiert fühlen, weil sie glauben, genau dadurch benachteiligt zu werden, weil sie möglicherweise Privilegien verlieren. Zum Beispiel, wenn sie in einem Newsletter mit "Guten Tag ..." oder "Hallo ..." und nicht mehr mit „Sehr geehrte/r ...“ angesprochen werden, um nicht-binäre Menschen einzubeziehen.
Andere fühlen sich durch inklusive Sprache in ihrer (Meinungs-)Freiheit eingeschränkt, da bestimmte Wörter oder Ausdrücke wie „... ist an den Rollstuhl gefesselt“ oder „... obwohl er einen Migrationshintergrund hat“ nicht mehr erwünscht sind.
Häufig gibt es auch Widerstände gegen eine Veränderung der Sprache und des Sprachgebrauchs, da dies als unnötige Anstrengung, als Verunglimpfung der Sprache oder Ideologie angesehen wird.
Die Einführung von inklusiver Sprache in einer Organisation ist ein Transformationsprozess, da er eine Veränderung von Sprachgewohnheiten und -strukturen erfordert. Damit die Bedeutung und die positiven Auswirkungen von inklusiver Sprache auf die Mitarbeiter:innen, das Arbeitsklima und die Leistung im Unternehmen erkannt und umgesetzt werden, lohnt es sich, den Weg der Veränderung zu gehen. Das bedeutet auch bei denjenigen, die Widerstand leisten, genau hinzuschauen, welche Bedürfnisse und Ängste dahinterstehen.
Inklusive Sprache kann durch verschiedene Maßnahmen im Unternehmen umgesetzt werden. Wichtig ist, dass die Umsetzung von inklusiver Sprache als langfristige Strategie verstanden wird, die kontinuierlich aktiviert und gepflegt werden muss. Die Einführung von inklusiver Sprache ist eine Maßnahme mit großer Tragweite. Daher ist es notwendig, zunächst das gesamte Managementboard und die Führungsebene an Bord zu holen und sie zu Fürsprecher:innen zu machen.
Ein „Leitfaden für inklusive Sprache“ kann z.B. ein erster Schritt sein. Ein Leitfaden als Orientierungshilfe ermöglicht es allen, eine inklusive Schreib- und Sprechweise zu verwenden. Der Leitfaden sollte erklären, warum inklusive Sprache im Unternehmen verwendet wird und in welchem Zusammenhang sie mit anderen Diversity-Maßnahmen des Unternehmens steht. Der Leitfaden kann auch Argumente und Beispiele für diejenigen enthalten, die inklusive Sprache im Unternehmen einführen.
Begleitende Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen sorgen dafür, dass diskriminierungsfreie Sprache im Austausch stattfindet, gelernt und akzeptiert wird und mittelfristig auch bei Skeptiker:innen in den Sprachgebrauch übergeht.
ID37 lädt anlässlich des 11. Deutschen Diversity Tag der "Charta der Vielfalt" zum Online-Panel ein. Expert:innen und Wirtschaft kommen zusammen, um Wissen über „Inklusive Sprache“ zu vermitteln, um über ihre Bedeutung für unser Miteinander und die Grenzen in der Unternehmenskommunikation zu diskutieren. Mit dabei: